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Pflege 4.0. Roboter in der Pflege – Echte Option oder vage Illusion?

Testphase auch in deutschen Kliniken

Auch in Deutschland wurde bereits der Einsatz von Pflegerobotern getestet – beispielsweise im Uniklinikum Halle:

Der Pflegeroboter Pepper ist 1,20 Meter groß, 29 Kilo schwer, hat große Kulleraugen, ein leichtes Lächeln im Gesicht und eine piepsige, kindliche Stimme.

Seine Spezialität: Interaktion mit Menschen. Er kann einfach Sätze verstehen, Sprache wiedergeben, Gesichter er – und wiedererkennen.

Was er nicht kann: pflegerische Tätigkeiten durchführen und selbstständig, individuelle Dialoge führen.

Bei der Betrachtung des aktuellen Forschungsstandes wird eines deutlich: Es gibt noch keine Roboter, die eine Pflegekraft eins zu eins ersetzen können.

Roboter – als Illusion

Denn den verlässlichen Vorteilen stehen die gravierenden Mängel auf zwischenmenschlicher Ebene gegenüber.

Was macht gute Pflege aus? Interaktion mit Herz und menschlichem Gespür – sei es das Lächeln am Morgen, der persönliche Beistand, der kleine Gefallen zwischendurch – ein individuelles, handlungsschnelles Reagieren auf den jeweiligen Patienten.

Pflege ist nicht einseitig und nacheinander abzuarbeiten, sondern umfassend in jeder Aktion: mental, motorisch, pflegerisch.

Pflege erfordert Multitasking in allen Belangen, wozu die Robotertechnik noch nicht im Stande ist.

Auch der Eindruck, Pflegeroboter könnten in näherer Zukunft echte Pflegekräfte ersetzen, ist eine Illusion.

Die Entwicklung braucht noch Zeit – und Geld

Frank Kirchner, Leiter des Robotics Innovation Center des deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz in Bremen beschreibt die Schwierigkeit der Roboter-Entwicklung wie folgt: „Er [Anm.: der Roboter] muss eine dynamische, sich ständig verändernde Umgebung erkennen und sich darin orientieren und bewegen können. Er muss Spracheingaben verstehen und sie möglichst fehlerfrei motorisch umsetzen. Und er muss intuitiv auf den Patienten eingehen und dessen Bedürfnis nach mehr oder weniger Unterstützung erfüllen.“

All das sind Dinge, die die Roboter zum jetzigen Entwicklungsstand noch nicht lösen können.

Eine stetige Weiterentwicklung fordert einen wesentlichen Faktor: Geld! Finanzierungsmittel sind aktuell nicht im Überfluss vorhanden. Das führt dazu, dass es viele Prototypen gar nicht oder nur sehr langsam zur Marktreife schaffen.

 

Realität – Konzentration auf das Mögliche

Die Frage heißt nicht, wird es Roboter in der Pflege überhaupt geben, sondern inwiefern sie unterstützend eingesetzt werden können.

Alle aktuellen Entwicklungen zielen deshalb darauf ab, dass das Pflegepersonal nicht ersetzt, sondern entlastet wird. So wird ihnen mehr Zeit für die wirklich wichtigen, unersetzlichen Aufgaben verschafft: Die Arbeit am Patientenbett.

Wie diese Unterstützungen aussehen (werden)?

Intelligente halbautonome Pflegewagen, Roboter für automatisiertes Medikamente Sortieren, Erfassen und Verarbeiten von Pflegefortschritten, motorische Unterstützung bei Rehaübungen, Unterhaltung und Denkübungen bei Demenzkranken und Aufklärung im Wartezimmer.

Den Fachkräftemangel werden Roboter vorerst nicht lösen können, dafür aber dringend benötigte Freiräume schaffen.

Technik vs. Ethik

Wie der Einsatz von Robotern in 50 Jahren aussieht? Schwer zu sagen.

Wer hätte im Mittelalter gedacht, dass es jemals Fernsehen oder Internet geben würde?

Sicher ist, dass die Robotertechnik samt Künstlicher Intelligenz ein enormes Potential in sich trägt, das noch längst nicht ausgeschöpft ist. Alles scheint möglich zu sein – das Eingangsszenario mit Robbie als Pflegekraft inbegriffen.

Hier stellt sich aber schon jetzt die Frage, ob die Menschheit will, dass alles möglich ist – gerade in der Pflegebranche, die wie kaum eine andere von Zwischenmenschlichkeit und individueller Interaktion lebt.